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Oliver Huntemann – Gigolo: 2006 is going to be Huntemann’s year

11 Mär

Der Bremer DJ und Produzent Oliver Huntemann veröffentlichte gerade sein Debütalbum auf International Deejay Gigolo Records. Viele Projekte und Labelgründungen hat Oliver in der internatonalen Musiklandschaft gemeistert, als Mitbegründer des Projektes Humate, veröffentlichte er 1992 seine erste Platte auf dem Kult Label MFS. Weiter ging es u.a. mit der Gründung des erfolgreichen Dance Labels Confused, der Aufbau von Studio 8, unzähligen Veröffentlichungen als Huntemann, H-Man, Kaycee oder Rockford auf Labels wie Gigolo, Confused oder Giant Wheel, und jeder Menge DJ-Gigs auf der ganzen Welt. 2006 startet  Oliver Huntemann mit „Fieber“ rasanter denn je durch.

Hallo Olli, du lebst in der Hansestadt Bremen, bist du auch gebürtig aus dem Norden? Wie ist die Musikszene in Bremen, gibt es für dich dort Einflüsse? Ich bin ein absolutes Nordlicht. Geboren in Hannover, aufgewachsen in Oldenburg und seit knapp 12 Jahren in Bremen. Die Einflüsse aus Bremen beschränken sich doch eher um den eigenen Wirkungskreis mit Jan Langer als Labelmanager für Confused, Giant Wheel, Pickadoll und Spielzeug und Stephan Bodzin als Produktionspartner. Jan führt die einzelnen Plattformen jeweils mit einem Künstler wie John Dahlbäck für Pickadoll, Clemens Neufeld für Giant Wheel, Schumacher für Spielzeug und mich für Confused und Dance Electric. Mein langjähriger Studiokollege Stephan Bodzin mischt, im wahrsten Sinne des Wortes, mittlerweile auch bei den Schumacher, Elektrochemie und Marc Romboy Produktionen mit. Es gibt in Bremen ein paar sehr interessante und gute Künstler wie z.B. Goldfish & Der Dulz. Aber alles in allem ist Bremen doch eher ein kleines, verschlafenes Nest, in dem man ruhig leben kann. Inspiration finde ich eher woanders. Nicht umsonst sind Künstler wie Steve Bug schon vor Ewigkeiten nach Berlin gegangen und auch ich bin auf dem Sprung nach Hamburg.

Du warst bei der Marine, was hast du dort gemacht und wie bist du zur Musik gekommen? Ich bin direkt nach der Schule zur Marine und habe dort eine Ausbildung als Elektroniker absolviert. Als Elektronik-Maat musste ich dann für einige Zeit auf einem Minensuchboot zur See fahren. Im Laufe der Zeit habe ich mich auch noch zum Taucher ausbilden lassen, was für mich die positivste und intensivste Erfahrung meiner Zeit bei der Marine war. Zur Musik bzw. zum Auflegen bin ich schon während meiner Schulzeit gekommen. Damals hat es noch niemanden interessiert ob man als DJ mixt oder sonst was macht. Der DJ war halt der Plattenaufleger, nicht gerade ein Job um den man beneidet wurde. Ich fand´s total super und habe mich über die ersten sauberen Übergänge total weggefeiert, während meine Schulkameraden mich wohl eher für bekloppt hielten. Auslöser war die erste HipHop- bzw. Electrowelle aus den USA, Anfang der 80er. Filme wie Wild Style oder Beat Street und deren Musik haben mich bis heute geprägt. Damals war Electro-Funk das Zauberwort. Vom Breakdancen, ich war übrigens 1. Oldenburger Breakdance-Meister, bin ich relativ schnell zum Djing gekommen. Während der Marinezeit habe ich sogar meine Plattenspieler, einen Mixer und eine 303 mit zur Wache genommen um ein wenig zu üben. Lustigerweise hat sich vor wenigen Wochen ein alter Kollege gemeldet, der einen Bericht über mich gelesen hatte und sich noch gut an meine Eskapaden in der Wachstube erinnern konnte. Er hatte sogar für kurze Zeit selber angefangen aufzulegen, ist mittlerweile aber Anwalt. Im Jahr 1990 hatte ich auch meine ersten offiziellen DJ-Job in einem Club in Oldenburg. Dort lief von Soul über Funk bis hin zu den frühen Housetunes die große Mischung. Gegen Ende der Nacht, so ab vier Uhr, durfte ich dann später auch meine Technostunde einläuten. Darauf habe ich den ganzen Abend hingefiebert. Alles in allem eine sehr lehrreiche Zeit, die mir viel Erfahrung im Umgang mit Dramaturgie und Flexibilität eines DJ-Sets gebracht hat.

War Humate dein erstes Projekt, wie ist es dazu gekommen? Im Manhattan, so hieß der Club, musste auch die erste reine Technoparty Oldenburgs stattfinden. Natürlich war das Manhattan nicht der coolste, angesagteste Laden der Stadt, aber an diesem Abend waren sie alle da. Wie es so ist, tanzt von der „Szene“ ja niemand. Somit war es im Laden voll und auf der Tanzfläche erst mal leer. Mir wurde ganz schön auf die Finger geschaut. Später hat es dann doch noch einigermaßen gerockt. Auf alle Fälle habe ich in dieser Nacht Gerret Frerichs kennengelernt, der schon damals ein Tonstudio besessen hat. Wir haben uns gut verstanden und mit H.G. Schmidt kurze Zeit später Humate gegründet. Dann ging alles ganz schnell. Schon die zweite Single Love Stimulation ging ab wie eine Rakete und wir wussten gar nicht, wie uns geschah. Nach dem Motto: eben noch dabei und jetzt mittendrin!

Du hast ja schon einige Label gegründet: Confused, Giant Wheel und jetzt Dance Electric, wie unterscheiden sich diese und wer sitzt noch mit im Boot? Alle Fäden laufen in der Plantage 13 in Bremen zusammen. Dort sitzt Jan Langer und führt die Geschäfte, während ich in erster Linie für den künstlerischen Teil zuständig bin. Confused steht mit Künstlern wie Huggotron aka John Dahlbäck und Marc Miroir für die etwas dunklere Seite, während auf Dance Electric mit Goldfish & Der Dulz und DJ Remo aus Italien die minimaleren, vielleicht auch housigeren Varianten abgedeckt werden.

Oliver Huntemann selbst, aber auch H-Man, Taiko, Jeux Floraux, sind Namen unter denen du produzierst, warum so extrem viele und wofür stehen die verschiedenen Bezeichnungen? Nun, Projekte kommen und gehen. Taiko und Jeux Floraux sind Paradebeispiele für Part Time Lover. Sie begleiten dich einige Zeit, sind auch wichtig aber eben nur begrenzt. Irgendwann fallen sie einfach weg und was Neues entsteht. Das gibt mir den Freiraum gibt viele Dinge einfach mal auszuprobieren. Mir war es immer zu langweilig nur einen Schuh zu fahren, da würde ich eingehen. Die Konstante ist natürlich Oliver Huntemann, das bleibt. Vielleicht sind andere Projekte kurz- oder mittelfristig mal erfolgreicher aber langfristig gesehen möchte ich mit meinem Namen für das stehen was mir am meisten am Herzen liegt.

Erzähl uns etwas von dem Projekt „Kaycee“, bei dem du auch mitwirkst. Kaycee hat eine lange Geschichte. Angefangen als Trance-Projekt von Stephan und mir ist es im Laufe der Jahre zusammen mit Jette von Roth zu einer Electro-Band gewachsen. Es gab vor zweieinhalb Jahren sogar zwei Deutschlandtouren mit Camouflage, sowie Client und Andy Fletcher von Depeche Mode und Kaycee als Vorgruppe. Eine großartige Erfahrung, mal ins Live-Business zu schnuppern. Im Zuge der Neufindung vor zwei Jahren musste aber auch Kaycee dem Neuen weichen. Ich bin mit meinen Produktionen, den DJ-Gigs und Confused mehr als ausgelastet, Stephan produziert tagtäglich fette Tracks und startet zudem auch gerade seine DJ-Karriere, und Jette hat einige Songs für das neue Schiller-Album besungen, was mich ganz besonders freut. Ich denke, so hat jeder musikalisch zu sich gefunden. Kaycee musste dafür den Heldentod sterben.

Ist Gigolo auf deinen Sound aufmerksam geworden? Wie kam es dazu, dass du bei Hell´s Label releast? Was bedeutet Gigolo und das Repertoire der Künstler für dich? War das Album eine einmalige Sache mit Gigolo? Das ist ganz klassisch abgelaufen. Ich habe tatsächlich vor mehr als einem Jahr eine Demo-CD mit den Sweet Sensations Tracks an Gigolo geschickt – ohne Namen, nur mit meiner Handynummer als Kontakt. Wenige Wochen später hatte ich Hell am Telefon, der die Sachen fett fand. Ich habe noch seinen erstaunten Ausruf „Du bist das?!?“ im Kopf, als ich ihm erzählte von wem das Demo ist. Sehr schöne Aktion. An ein Album bei Gigolo habe ich gar nicht gedacht, es überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Fieber wurde im Herbst vergangenen Jahres für Confused produziert. Im Dezember hat mich Hell angemailt, dass er alle Sachen von mir spielt und nicht umhin kommt, mir anzubieten, einen Longplayer auf Gigolo zu machen. Da war das Album inklusive Artwork und Planung aber schon fertig. In Thessaloniki haben Hell und ich uns dann nach einem Gig auf eine Kooperation von Confused und Gigolo geeinigt. Confused macht die Vinyl Edition und Gigolo die CD – perfekt! Gigolo war neben meinen eigenen Imprints immer die erste Wahl und zum Zeitpunkt von Sweet Sensations wichtig, als Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein.

Dein neues Album „Fieber“ hat einen deutschen Titel, alle Tracks haben englische Bezeichnungen, ist das gewollt und welche Attribute stecken dahinter? Da mach ich mir keine Gedanken drüber. Tracktitel kommen einem so in den Kopf. Beim Albumtitel ist das was anderes. Da soll am besten das gesamte Werk in einem Wort zusammengefasst werden. Fieber sagt das für mich vollkommen aus: Heiß, schwitzig und etwas wirr. So wie eine gute Nacht im Club.

Magst du den James Bond-Style, das Coverartwork erinnert daran… James Bond Style hat noch niemand gesagt, aber vielleicht hast du recht. Klar, ich mag diese Art sehr. Wie der Titel, drückt auch das Cover gut aus, was sich auf der CD befindet. Andy Orel hat ganze Arbeit geleistet und das Thema grafisch auf den Punkt gebracht. Wobei ich ihm überhaupt keine Vorgaben gemacht habe. Ich hatte ihn nur gebeten, das Wort „Fieber“ nach seinen Vorstellungen umzusetzen. Da ich viele Arbeiten von Andy kenne, war ich in der Hoffnung, dass was Starkes entstehen würde, und so war es dann auch.

„Black Ice“ und „Rubin“, ausgerechnet beide Tracks mit Stephan Bodzin zusammen, fehlen im Moment in fast keinem DJ-Set, habt ihr mit so einer Reaktion gerechnet, wie erklärt ihr euch den Erfolg? Wir werden immer wieder mit der Nase draufgestoßen, dass die Tracks, die am schnellsten und somit auch am naivsten entstehen, meist die besten sind. So auch bei Black Ice und Rubin. Die sind einfach entstanden, ohne dass wir einen Masterplan hatten oder dachten Hits fabriziert zu haben. Ähnlich auch wie bei der Manga von unserem Projekt H-Man auf Giant Wheel. So was kann man nicht forcieren, das passiert einfach. Wir freuen uns drüber und machen weiter.

Fühlt sich Stephan durch deinen Erfolg in den Hintergrund gedrängt? Stephan und ich arbeiten schon seit knapp 12 Jahren zusammen und das wäre sicherlich nicht der Fall, wenn Stephan sich in den Hintergrund gedrängt fühlen würde. Mittlerweile produziert Stephan in ähnlicher Weise auch mit Thomas Schumacher und Marc Romboy und ich mit André Winter aus Hamburg. Jeder weiß um die Zusammenarbeit, ähnlich wie bei Timo Mass und Martin Buttrich. Stephan hatte bis dato kein wirkliches Interesse sich großartig im Rampenlicht zu zeigen, was sich aber gerade ändert. Durch seine Sologeschichten auf Systematic und Craft Music erfährt er einen zweiten Frühling und hat sich entschieden auch als DJ seinen Sound zu verbreiten.

Mit Xenia arbeitest du zusammen und ihr seid auch privat ein Paar, ist es nicht manchmal schwer, Liebe & Job zu verbinden und welche musikalische Rolle spielt Xenia? Bis auf eine Vocaleinlage auf der Motorist arbeitet Xenia unabhängig von mir. Sie hat gerade eine Single auf Dancefloorkillers veröffentlicht und die nächste kommt im März auf Anthony´ Rother´s Datapunk. Natürlich ist es manchmal schwer, Liebe und Job zu verbinden aber irgendwie wurschteln wir uns durch. Xenia begleitet mich oft zu Gigs und ich binde sie und ihre Stimme gerne als Überraschung in mein Set mit ein. Ansonsten reden wir viel, oft zuviel, über Musik. Es ist schön, einen Partner zu haben, der einen auch beim Job versteht, es kann aber auch ein Fluch sein, weil sich schnell alles nur darum dreht und man vergisst abzuschalten.

Es gibt eine Tour zum neuen Album, sind nur ein paar Stopps in Deutschland vorgesehen? Klar gibt es Stopps in Deutschland. Ich war u.a. in München im Prinzip, im Washroom in Dresden und komme noch nach Stuttgart ins Proton, nach Mannheim ins 50Grad und auch nach Köln zur Dark Side Of The Loon.

Was gibt es für Reaktionen in Australien? Welche Länder sind Dir wichtig, steht die Heimat oben in der Rangliste? Ich reise sehr gerne, aber als DJ sieht man leider meist viel zu wenig von den schönen Städten oder Ländern. Die zwei Wochen Australien waren super. Ich habe in Sydney, Hobart und Melbourne gespielt und wir hatten das Glück, überall ein paar Tage verbringen zu können. Trotzdem viel zu kurz. Am nettesten war es in Melbourne, der Gig im Honkytonks war einer der besten der vergangenen Monate. Ich bin auch gerne in London, weil dort ein guter Freund von mir lebt und die Fabric ein fantastischer Club ist. Trotzdem ist es immer wieder schön nach Hause in sein kuscheliges, eigenes Bett zu kriechen. Hotelzimmer sucken auf die Dauer.

Was ist dir wichtiger, das Produzieren oder deine DJ-Sets? Das Eine bedingt das Andere. Ich teste liebend gerne neue Tracks im Club und bringe entsprechend Eindrücke vom Wochenende mit ins Studio. Was ich lieber mag, kann ich gar nicht sagen. Die Kombination ist schon ganz gut.

Welche Künstler beeinflussen dich momentan? Ich werde durch viele Dinge und Musik inspiriert, so dass ich gar keine einzelnen Künstler nennen mag. Klar könnte ich jetzt die üblichen Verdächtigen aufzählen. Ich freue mich, dass die Deutschen wieder so frisch und stark vertreten sind. Die Dahlbäcks dieser Welt und der Skandinavier an sich, hauen teilweise großartige Sachen raus. Nicht zu vergessen, dass die Franzosen um Chloé oder Smagghe die Filter mittlerweile anders einsetzen, als noch vor ein paar Jahren. Die arbeiten gut am Puls der Zeit.

Was sind deine nächsten Projekte? Ich denke noch im Frühjahr werden eine neue H-Man Single und Remixe des Albums angegangen. Nach dem Sommer ist meine erste Mix-CD nach, ich glaube, mehr als fünf Jahren geplant. Außerdem stehen einige spannende Releases aus Confused und Dance Electric an. Ach ja, nicht zu vergessen eine Bodzin & Huntemann auf Datapunk im April.

Was sagst du zur momentanen Musik und Clubszene? Das Tal der Tränen ist durchschritten. Überall merkt man eine Art Aufbruchstimmung. Zwar sind noch nicht alle Partys wirkliche Partys aber ich habe das Gefühl, dass dieses Jahr einiges passieren wird. Dass seit letztem Jahr die elektronische Musikszene wieder Fuß gefasst hat, dürfte wohl niemandem entgangen sein und das war mit Sicherheit erst der Anfang.

(Veröffentlicht im Raveline-Magazin)

Adriano Canzian – My Music Is Very Sexy

11 Jan

Eins steht jetzt schon fest: „Pornography“, das aktuelle Album von Adriano Canzian wird für großen Wirbel sorgen. Der völlig eigenständige, geradlinige, kompromisslose minimale Gay Acid Sound vom Mailänder Gigolo Künstler liefert reichlich Gesprächsstoff.

Nun ist es geschafft: „Pornography“ ist fertig. Erzähl uns doch mal von Deiner musikalischen Entwicklung… „Pornography“ ist das Resultat 3-jähriger Arbeit. Meine Karriere als Produzent entwickelte sich nach und nach, früher malte ich und habe in Paris gelebt. Dann habe ich meine Leidenschaft zur elektronischen Musik entdeckt. Das meiste habe ich mir selbst angeeignet, ohne damals Erfahrung und Equipment zu haben. Mit einem Computer, Software und Mikrofon habe ich die Nächte damit verbracht, meine Ideen im Kopf musikalisch umzusetzen.

Wie bist Du zum Label gekommen?? Nach 2 Jahren harter Arbeit habe ich meine Demos zu allen möglichen Plattenfirmen geschickt, schon damals war Gigolo Records mein Favorit. Aber als ich von Hell persönlich hörte, dass er mich exklusiv für Gigolo haben wollte, konnte ich mein Glück kaum fassen, es war einer der schönsten Tage in meinem Leben, weil mein Traum in Erfüllung gegangen ist.

Welcher der Tracks Deines Albums bedeuten Dir am meisten und warum? Jeder Track ist für mich von großer Bedeutung. Als ich „My Boyfriend Is Very Sexy“ geschrieben hatte, war ich mit so einem zusammen, er hat mich inspiriert. Die Musik sollte so stark und ausdrucksvoll, wie die Gefühle für diesen Mann sein. Irgendwann war es aus, aber noch heute, wenn ich den Track höre, muss ich an seine dunklen Augen denken. Der erste Song des Albums „You Know“, beginnt mit aufgenommenen Geräuschen eines Liebesspiels mit einem Amerikanischen Lover. Mein Lieblingslied ist „Acid And Pervers Dream“, wenn ich es beim Sex höre, gibt es mir so eine enorme Energie, geil!

Ist Pornografie in Deinem Leben ein wichtiger Teil? Pornografie nicht, aber ich denke Sex ist das Wichtigste im Leben. Wir brauchen doch alle eine befriedigendes Sexualleben. „Sex Moves The World“. Sex ist so wichtig wie Essen und Trinken, warum wird es von manchen Menschen als etwas Dreckiges und Verbotenes dargestellt?! Das kann ich nicht verstehen, es ist die schönste und natürlichste Sache der Welt.

Wird es eine „Pornography“-Tour zum Album geben? Das Album wird am 16. Mai veröffentlicht. Deutschland mag ich total gerne, hier gibt´s gute Clubs, Musik und Boys. Ich hoffe, dass es noch einige Tour-Termine geben wird.

Wie sehen die Reaktionen der Mitmenschen aus, auf deinen doch schrägen Stil? Das ist mir eigentlich egal. Es gibt immer Leute die einen mögen und andere halt nicht. Ich bin ein Sohn der 80er, es ist immer so, wenn man was anderes macht, als alle anderen, hat man oft mit einigen Neidern zu kämpfen.

Was darf bei deiner Show nicht fehlen? Ein Mix vieler Dinge, geil ist, verschiedene Styles zu mischen. Es gehört auf jeden Fall eine punk-gay-porno-glamour-trash-chic-Show dazu. Ich spiele keine DJ-Sets, was ich mache ist was völlig anderes! Eine Live-Performance mit einer geilen Show von zwei Tänzern Misss Love und The Poison. Gleichzeitig wird mein neues Video „ The Adriano´s Sex Experience Video“ gezeigt, garantiert nicht jugendfrei…

Von wem stammen die Vocals? Viele der Stimmen, die ich für meine Songs benutze sind von Freuden und Liebhabern. Ich mag es Gespräche aufzunehmen, nette Momente mit meinen Freunden und sexuelle Spiele mit meinem Partner und die hinterher in meinen Songs zu verarbeiten. Alles soll punk sein, ich arbeite nicht in großen Studios, sondern in meinem „Porno-Studio“, um meine Musik zu produzieren.

Wie ist das Leben in Italien, gibt es eine große elektronische Musikszene? In Italia kommt alles etwas verspätet. Was ich überhaupt nicht mag, dass man in den Clubs fasst nur House-Musik hört, das hasse ich! Toll ist, dass ich der einzige Gigolo-Künstler aus Italien bin, viele gönnen es mir nicht, weil ich jung bin und wohl noch keine 20-jährige musikalische Erfahrung habe, aber „that´s life“.

Was hast du Dir dieses Jahr noch vorgenommen? Jetzt steht erst mal meine Tour an und ich arbeite schon wieder an meinem zweiten Album. Ich hoffe so sehr, dieses Jahr nach langer Zeit mal wieder Urlaub am Meer machen zu können, am liebsten mit einem neuen sexy Boyfriend „preferably Turkish“.

(Veröffentlicht im Raveline-Magazin)

Mount Sims – Der heiße Gigolo

11 Dez

Mount Sims, der mit bürgerlichen Namen Matthew Sims heißt, stammt aus Milwaukee, einer Stadt im Osten der USA. Als Kind wuchs Matthew in einer Musikerfamilie auf, seine Mutter schenkte ihn eine Gitarre und einer seiner Brüder vererbte ihn seine umfassende Plattensammlung mit 500 Vinyls. Mr. Sims spielte in vielen Bands und schon damals waren für ihn die verschiedenen Styles von Rock, über Hardcore-Tech, Techno und Electro-Pop nicht befremdlich, sondern inspirierend.

Er arbeitete mit den Smashing Pumkins, den Smoking Popes und The Promise Ring zusammen. Anfang 2000 zog Mount Sims nach Los Angeles und wurde schnell ein Teil der dortigen Techno-und Electro-Underground-Szene. Er komponierte hier sowohl für die verrückten Modeshows von Ryan Heffington Musik, als auch für den Modedesigner Grant Krajeckie. Mit seiner Musik, die Themen, wie Techno(logie) und Sex vereinigt, knüpft er dort an die postmoderne Umgebung der 80er-Jahre in L.A. an. Er selbst bezeichnet seine Musik als „Technosexual Pop“. Als DJ Hell eine Promo von Mount Sims in die Hände bekam, nahm er das Ex-Model, Freak, Produzent und Showtalent, in seine Gigolo-Familie auf. Wer die heutigen Liveshows von Mount Sims kennt, weiß, warum es heißt, Mount Sims sei nun einer der heißesten und attraktivsten Künstler der amerikanischen Techno-und Electro-Punk-Szene. Er zeigt jetzt mehr als je zuvor, seine sehr eigene Definition von elektronischer Musik, eine großen Mischung aus Sexappeal und gleichzeitiger Romantik. Nachdem Mount Sims 2002 sein Debütalbum „Ultra Sex“ auf Gigolo Records veröffentlicht hat, folgt jetzt endlich sein 2. Album „Wild Light“ (VÖ war 31.01.). “Wild Light” ist wieder ein Mix aus Techno, Electro und Punk, dazugekommen sind Waveelemente und romantische Melodielinien. Mount Sims zeigt hier mit 15 Tracks seine Lust auf Experimente und dem Mut anders zu sein. Auf seiner Album-Release-Tour wurde der heiße Gigolo von seinem Freund Jeremy Dawson begleitet, einer der zur Zeit angesagtesten DJ und Produzenten Amerikas. Zeit für uns, Mount Sims ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen:

Dein erstes Album war „Ultra Sex“, erklär uns doch mal die Entwicklung vom Debütalbum zu Deinem neuen Album. Als “Ultra Sex” fertig war, sprachen die Medien über ein neues „Electro Revival“ und das Album bekam sehr viel Aufmerksamkeit. Besonders die gemixten Effekte sind gut angekommen für alle, die gerne elektronische Musik hören. Die Leute haben Electro gehört und dieses Wort hat richtig reingeschlagen. „Ultra Sex“ ist ein Partyalbum und da gibt es einige, die ich am liebsten mag (Blue Day und Escape Hatch). Der Rest war ein Mix aus sarkastischen Songs und Sex.  Lieder, die man nicht ganz so ernst nehmen sollte. Sie sollen einfach zum Tanzen anregen und Verlangen wecken. “Wild Light“ ist dagegen ein persönlicheres Album und zeigt eine andere Seite als „Ultra Sex“. Woher ich komme, wo ich lebe, über Romantik, aber auch über Gewalt.

Was ist in der Zwischenzeit noch so für Dich passiert? Da ist so einiges passiert… Meine damalige Beziehung ist in die Brüche gegangen und dann habe ich jemanden in München kennengelernt und mich verliebt. Jemanden, dem ich meine Gefühle nicht offenbaren konnte, das war eine schwierige Sache. Das Schlimmste war allerdings der Tod meiner Mutter, die mir unwahrscheinlich viel bedeutet hat. Sie war meine beste Freundin und mein Vorbild. Als ich das neue Album geschrieben habe, habe ich darin auch diese Gefühle verarbeitet. Als Mama tot war und dann auch noch meine Beziehung in die Brüche gegangen ist, ist für mich eine Welt eingebrochen. Ich habe mich gefühlt, wie in der Wüste, total leer. Ich fand das Leben einfach grausam. Diese furchtbaren Erfahrungen haben mich für “Wild Light” inspiriert. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch ein Buch gelesen “A Season In Hell” von Rimbaud, das mich ein wenig über den Tod getröstet hat, es ging um Wiedergeburt. Es gibt immer eine Hoffnung!

Deine ganze Familie war ja auch sehr musikalisch. Stimmt es, dass Du viele Musikinstrumente spielst? Ja ich kann 20 verschiedene Musikinstrumente spielen, yeah!

Warum interessierst Du Dich gerade so für elektronische Musik? Ich bin mit Kraftwerk aufgewachsen und habe zwischen Chicago (Traxx Records, großartige Housemusik, Frankie Bones) und Detroit (Plastikman, Detroit Tech) gelebt.

Ist es richtig, dass Du früher gemodelt hast? Ja, aber das ist nicht mehr so wichtig, würde ich jetzt auch nicht mehr machen. Bitte die nächste Frage!

Wie ist der Kontakt zu Gigolo Records entstanden? Mit Hell bin ich über´s Internet in Kontakt getreten. Ich habe ihn 3 CDs mit über 80 Songs geschickt und da müssen ihm einige gefallen haben.

Sex ist in Deinen Songs ein großes Thema, ein weiterer Punkt gut zum Gigolo-Image zu passen? Ehrlich gesagt habe ich mir vorher nie Gedanken über die Gigolosache und Sex gemacht. Gigolo ist für mich ein Ort, wo ich Underground leben kann. Bei Gigolo sind viele Künstler, die es nicht überall gibt, halt sehr spezial. Das passt einfach gut.

Zu Deinem neuen Album gab es eine Tour. Mit wem warst Du unterwegs? Die Tour hat größenteils einen riesigen Spaß gemacht. Ich mag es live zu performen. Allerdings gab es auch einige Clubs, die es nicht kannten, mal was anderes als puren Techno zu hören. Zu diesem Zeitpunkt hatten Jeremy und ich auch nicht die sexy Tänzer, das hat mit “Wild Light” auch nichts zu tun. Es ist echt witzig, dass die Leute so auf Tänzer abfahren, selbst zu purem Techno. Ich habe mich selber gefragt, ob sich die Leute wohl wirklich für die Musik interessieren oder für andere Dinge…

Wie waren die Tourstopps in Deutschland für Dich? Wo warst Du? Ein besonderes Erlebnis? Deutschland ist mein Lieblingsland. Die Leute sind sehr gut über die Musik informiert und wissen was gerade so abgeht. Bei meinen Auftritten haben mich die Partypeople gefragt, welche Programme ich benutze, die sind mit sehr viel Aufmerksamkeit dabei. Wir waren in Berlin, München, Düsseldorf… an alles kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war mit der Person unterwegs, in die ich mich vor 2 Jahren verknallt hatte, bei den Auftritten habe ich ihm bei dem Song „Restless“ immer tief in die Augen geschaut.

Feiern die Deutschen anders, als die Amerikaner? Die Deutschen feiern ehrlicher als die Amerikaner und kennen sich einfach besser mit der Musik aus. Sie sind der elektronischen Musik offen und nehmen neue Sachen an. In Amerika ist alles mainstreamiger, Rock´n Roll ist da immer noch sehr gefragt.

Erzähl uns was über Dein Leben in den USA! Ich schreibe jeden Tag Musik, dann bin ich zufrieden. Ich mache Remixe, produziere und schreibe Texte. Ich lese viel, trinke Tee mit meinen Freunden und spreche mit ihnen darüber, wie groß die Chance ist, dass Bush einen Herzinfakt bekommt. So viel auf Parties gehe ich gar nicht mehr. Ach ja und ich gebe sehr viele E-Mail-Interviews *g*.

Von Deinem neuen Album „Wild Light“ ist der Song „No Yellow Lines“ in vielen Clubs schon rauf und runter gespielt worden. Was sind Deine Lieblingssongs auf „Wild Light“? Wie “No Yellow Lines” sind viele von der Art und Weise. Mein Lieblingssong ist: “Restless”, in dem Lied geht es um Sandro. “Ashes” mag ich auch sehr.

Wie ist der Titel „Wild Light“ entstanden? Mein bester Freund Elad Lassery hat dem Album diesen Namen gegeben. Es handelt von der magischen Kraft und der unkontrollierbaren Natur des Lebens

Warum gab es immer wieder Verzögerungen bis es veröffentlicht wurde? Das weiß ich nicht, ich habe es letztes Jahr im Sommer im Juni produziert.

Gibt es etwas ganz neues, was auf „Wild Light“ zu „Ultra Sex“ neu und ganz anders ist? Ja ich habe Ambient-Musik zum ersten Mal mit reingebracht

Welche Singleauskopplungen sind geplant? “Ashes” wird die nächste Single sein….

Magst Du nur düstere Musik? Nein nicht nur,  ich mag Musik, die Emotionen weckt. Ob abgefuckte Punkmusik, düstere oder fröhliche Musik. Doch wenn es ums Hören geht, mag ich am liebsten leichte Musik, denn um uns herum, ist es manchmal schon düster genug.

Wirst Du auch in Zukunft mit Gigolo zusammenarbeiten? Ich möchte immer mit Gigolo zusammenarbeiten, so lange, wie sie wollen.

Was hast Du Dir persönlich für die Zukunft vorgenommen? Im Mai werde ich nach Berlin ziehen, um mit meiner großen Liebe zusammenzusein und ich werde neue Alben produzieren. Ich habe eine Show geschrieben, welche ich in LA, NYC und vielleicht in Europa performen möchte.  Jetzt schreibe ich schon an den kommenden zwei Alben, eins wird das Follow up zu “Wild Light” sein und das andere ein Minimal Techno-Ambient Album.

(Veröffentlicht im Raveline-Magazin)

Terence Fixmer – Angefixt von elektronischer Musik

4 Nov

 

Terence Fixmer hat 1999 HELL´s „This Is For You“ geremixt und seine zweite EP auf Gigolo released mit dem Titel “ Electric Vision“, das waren die Anfänge von ihm und Gigolo. Wir haben Terence Fixmer zu seinen „Roots“ befragt und was er in Zukunft noch so vor hat.
 

Wann bist du das erste Mal mit elektronischer Musik in Kontakt gekommen? Daran kann ich mich gar nicht mehr richtig erinnern… da war ich noch zu jung, ich kann mich nur daran erinnern, als ich angefangen habe elektronische Musik zu hören. Ich habe mich selber gefragt, was für Instrumente die wohl benutzen um so einen Sound zu erzeugen und mich dafür interessiert. Ich habe mich schon immer für Bands wie Depeche Mode, Front 242 , Nitzer Ebb und die Belgischen New Beat interessiert.

Seit welcher Zeit machst du Liveacts? Wann zum ersten Mal? Mein erster Liveact ist 8–9 Jahre her, aber die ersten Male war es für Freunde auf einer Privatparty. 1992 habe ich eine Platte mit einem Freund gemacht, das Projekt hieß: Cyborg on DikI rec (Belgien); die Platten waren in Belgien und Nord-Frankreich erfolgreich.

Warum bist du nach Berlin gezogen? Ich bin nach Berlin und dann wieder zurück nach Frankreich gezogen. Ich mag Deutschland, besonders in Bezug auf die elektronische Musikszene. Deutschland ist ein sehr offenes Land, hier habe ich auch meine Freundin gefunden, eine Deutsche. Am Anfang war es mir hier zu kalt. Aber nach einiger Zeit, als ich mehr Freunde hatte, habe ich das Leben in Berlin besser verstanden und zu lieben gelernt. Nun bin ich nach Frankreich zurückgezogen, weil ich die Stadt Lille vermisse und natürlich meine besten Freunde und meine Familie. Aber ich behalte es bei, so oft wie möglich in Berlin zu sein.

Wann bist du das erste Mal mit Gigolo in Kontakt gekommen? Nachdem ich „Electrostatic „ auf meinem eigenen Label Planete Rouge veröffentlicht hatte, hat Hell mich angerufen, den Track für Gigolo zu lizenisieren, so fing es an.

Was war deine beste Party in Deutschland? Das kann ich nicht sagen, da waren viele gute Partys in Deutschland, sowohl in kleinen Clubs, als auch auf großen Events. Besonders mag ich die Gigolo Parties am Sonntag der Love Parade.

Was können wir von dir in Zukunft erwarten? Ich veröffentliche gerade mein neues Projekt, das Album heißt: „Fixmer/Mccarthy: Between the Devil…“. Dies ist eine elektronische Band mit dem Sänger von Nitzer Ebb, Douglas Mccarthy . Er gibt meiner Musik seine Power-Stimme. Ich war immer ein Fan von Nitzer Ebb, so ist es für mich ganz toll, dass er zu meiner Musik singt und ich bin stolz das geschafft zu haben. Es zeigt, wie verrückt manchmal alles ist und welche Überraschungen das Leben noch offen hält. Sonst werde ich noch eine Terence Fixmer Single releasen, Ende September auf Citizen Records (Vitalic label), und vielleicht noch ein persönliches Album vorbereiten…

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)

Märtini Brös – Verliebt in Maschinen

4 Okt

An einem sonnigen Montagnachmittag (26.04.04) trafen wir uns mit DJ Clé und Mike Vamp, die zusammen das Gespann Märtini Brös bilden, im Café Hallmackenreuther in Köln. Die zwei „Jungs aus Berlin“ stellten sich gewohnt lässig unseren Fragen.

Wie seid ihr eigentlich auf euren Namen gekommen? Clé:  Das ist kurz erzählt. Wir haben 1997-98 lose zusammengearbeitet, dann haben wir irgendwann eine Platte zusammen gehabt, und brauchten ganz dringend einen Namen. Mike hatte vorher so ein DJ Projekt, das hieß Märtini Brothers, und da wir sind nie davon ausgegangen sind, dass wir eine sehr lange Zeit als Band zusammen arbeiten, haben wir einfach den Namen abgewandelt in Märtini Brös, das fanden wir eine witzige Idee. Wie das dann so ist, haben wir uns damit identifiziert und die Platte kam auf den erstem Label „4 Elements“ von Steve Bug und dann gab es kein Zurück mehr und wir schleppen uns damit rum.

Warum Märtini und nicht Martini? Clé: Das ist so lange her… (großes Gelächter) Das hätte uns eventuell Schwierigkeiten gebracht (Anmerkung der Redaktion: wegen dem Getränk) Wir haben es von vornherein ausgeschlossen.

Wer ist wer? Clé: Ich bin Clé und 21J. (lach) Mike: Ich bin Mike Vamp. Ich bin 39J. Der Altersunterschied zwischen Clé und mir macht nicht soviel aus, weil Clé älter aussieht, als er tatsächlich ist. Clé: Mike, du bist so entzückend.
Mike: Wie hast du das denn gemacht? Clé: Weil du mich immer so stresst.

Seid Ihr immer so lieb zueinander? Mike&Clé: Immer!

Wie kann man sich das vorstellen, wer singt von euch? Aufgaben beim Live-Set? Clé: Wir sind ziemlich demokratisch, wir singen beide, wir spielen beide Gitarre, wir spielen beide Keyboard, bedienen beide die Sequenzer, live ist das ziemlich 50/50. Im Studio ist es so, dass Mike ein bisschen mehr Herr der Lage ist, was den Computer und die Feinheiten angeht, ich bin eher etwas ungeduldiger. Mike: Clé ist mehr der Herr der Texte. Clé:  Live sind wir allerdings extrem gleichberechtigt.

„Dance like it is okay“. Wie ist euer Hit entstanden? Mike: Wir haben es das erste Mal 2002 in Berlin gehört, dort wurde es rauf und runter gespielt, dann dauerte es erst bis es in die ganze Republik schwappte. Clé:  „Fläsh“ war das Lied davor, dass es überschwappte ist durch die DJs gekommen. Als wir „Dance like it is okay“ gemacht haben, haben wir es für „Bpitch Control“ gemacht, wir haben das als Satire gesehen, wir wollten mal was machen was ein bisschen „over the top“ ist und wir haben uns selber ein bisschen karikiert, ein bisschen übers Ziel hinausschießen, später extrem catchy und disco… Wir haben damals den Nerv der Zeit getroffen. Bei solchen Tracks dauert es lange, sowas wächst halt langsam, das ist deutsch gesungen. Langsam können wir es schon gar nicht mehr spielen (lach)

Mike und Clé sprechen miteinander, dass sie es rockiger machen können und kommen zu dem Schluss es doch wieder zu spielen.

Dann das Lied „The Biggest Fan“. Seid ihr laut eurem Song selbst eure größten Fans?  Mike: Das Lied ist nackt morgens vorm Spiegel entstanden. Das Lied stammt vom ersten Album und da waren wir noch nicht so bekannt und dementsprechend wohl doch unsere größten Fans.

In dem Zusammenhang wie sieht das mit Groupieerfahrungen aus? Mike: Mit dem Lied hat das nichts zu tun, das kam alles erst viel später. Wir haben gemerkt, dass sich die Leute mit den Stücken identifizieren. Die Leute im Publikum singen überraschenderweise auch immer den Text mit und sich dabei total selbst verlieben in dem Augenblick. Es gibt eigentlich nichts Schöneres, als festzustellen, wer man eigentlich ist. „The Biggest Fan“ sollte das Selbstgefühl ein bisschen steigern. Mit Groupies hat das eher nichts zu tun. Wir haben echt eine Menge hübscher Groupies, eher aber hübsche, tolle Fans. Wir haben männliche und weibliche Groupies, ich meine eher Fans. Leute, die gerne mit uns reden, mit uns auseinandersetzen. Es ist für uns immer total wichtig, was die Leute über uns hören.

Bei eurer Live-performance bei Rave on Snow seid ihr danz schön abgegangen. Ist das immer so, mit ausziehen usw.? Clé: Das ist eine Ausnahme. Das ist auf jeden Fall nicht Standart der Show. Das kommt schonmal vor, wenn es heiß her geht, dann kann das schon passieren. Wir sind auf der Bühne nicht wirklich Herr unserer selbst, da können schon kuriose Dinge passieren. Mike: Clé macht sowas äußerst selten und wenn er sowas macht, dann bin ich so überrascht, dass ich komplett zurückstecke und wirklich warte was kommt.

Wie hat euch Rave on Snow gefallen?  Clé: Dieses Mal hat mir das ausgesprochen gut gefallen. Das letzte Mal als wir gespielt hatten, gab es organisatorisch ein paar Probleme, aber dieses Mal war es eine extrem runde Sache. Der Sound war fett, Publikum extrem cool und es gab sogar Schnee einen Tag später. Es hat uns sehr gut gefallen. Mike: Ja das hat wirklich gut geklappt dieses Mal.

Euer neues Album „Love The Machines“ wird im Mai veröffentlicht. Mir gefällt „Chicken Claw“ am Besten, es ist melancholisch und gleichzeitig absolut tanzbar, was für eine Message steckt dahinter? Clé: Wir hatten die Sounds soweit in der Kiste und dachten, da muss unbedingt ein Text her. Musikalisch hat das ja so eine Art Voodoo-Stimmung. Durch diesen reggaeartigen Rhythmus, diese Bassdrum, auch mit der Flöte mittendrin, hatte das sowas leicht Abseitiges. Auf dem Nachhauseweg vom Studio hatte ich mein Handy dabei, da kam mir so ein Text mit der Hohepriesterin und so weiter, die ihre Jünger um sich versammelt hat und zum Tanzen einlädt und so eine Art religiöse Verehrung der Tanzmusik. Man muss das übertragen sehen, die Hohepriesterin ist die Bassdrum. „Lass los, lass dich auf den Rhythmus ein, auch wenn er nicht so gewohnt ist, wie du es sonst kennst.“ Wir sind gespannt, ob Leute das in Clubs spielen. „Gib dich dem Voodoo hin und vertraue dir selbst.“ Mike: Am Anfang haben wir auch die Hühner sehr langlaufen lassen, die Sounds sind sehr extrem. Das ganze Stück hat so eine merkwürdige Wärme und hat als Gegensatz den klirrenden, zerrenden Sound. Voodoo ist das Thema auf jeden Fall.

Freitag Mayday, warum seid Ihr nicht mit dabei wie letztes Jahr? Mike: Schade! Clé: Ja schade, aber wir haben auch andere schöne Festivals.

Ihr macht ja jetzt auch bald eine Albumtour?! Und dann seid ihr auch in Düsseldorf in der Harpune?! Clé: Da war ich auch noch nie und habe gehört, dass soll ganz toll sein. Mike: Das wird auch immens rocken, glaube ich.

Seid Ihr ein Teil des Berlin-Styles?  Clé: Ehrlich gesagt, da halten wir uns extrem raus. Wir kommen aus Berlin, wir haben Style, aber das ist für mich schon wieder so sehr Abgrenzung und Einschränkung, da fühle ich mich extrem unwohl was sowas angeht. Wir sind extrem abwechslungsreich und bewusst an allen Genres vorbei, wir sitzen zwischen den Stühlen und so soll es auch bleiben. Berlin-Style ist mir zu wenig. Das ist jetzt wieder so ein Wort in einem Jahr ist es wieder ein anderes Wort und es geht trotzdem weiter. Mike: Wir sind wie gesagt Styler aus Berlin. Es kommt auch noch dazu, dass dieses Jahr viele Leute nach Berlin kommen, Berlin erlebt momentan einen derartig großen Wandel, man kann gar nicht mehr so vom Berlin-Style reden, weil er sich jede Woche ändert. Es kommen laufend Leute und beeinflussen natürlich das Geschehen in Berlin. Vielleicht waren wir früher mal Berlin Style, so die Art und Weise wie wir aufgelegt haben, sehr eingegrenzt für uns, es gab mal den Frankfurt Style den Berlin Style und den München-Style. Es sind so viele Frankfurter und Münchener in Berlin und warum? Die verändern halt den Style.

Aber als Abschluss kann man sagen, dass dieses verändern und dass man sich nicht festlegen kann, das Berlin-Style euer Style ist? Mike: Wenn dass der Berlin-Style ist, dass der Style sich permanent verändert, dabei aber versucht cool zu bleiben, dann würde ich sagen: „Wir sind Berlin-Style!“.

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)

Adriano Canzian – First Pornography

4 Sept

Adriano Canzian aus Mailand ist der kommende Gigolo-Superstar. Adriano steht für völlig eigenständige, geradlinige, kompromisslose minimal Gay Acid Vocal Tracks. Sein kommendes Album wird für großen Wirbel sorgen.

Hallo Adriano, erzähl uns doch mal, wie du zu der elektronischen Musik gekommen bist und dann zu Hell´s Label International Deejay Gigolos? Seit meiner Kindheit male ich, das ist meine zweite Leidenschaft. Ich habe eine lange Zeit meines Lebens zwischen London, Rom und Paris verbracht, wo ich meine Zeichnungen ausgestellt habe. Elektronische Musik gibt mir Inspiration. Zum Millenium hin wollte ich meinem Leben eine radikale Änderung geben, deswegen habe ich mich dazu entschieden nicht mehr zu zeichnen, sondern elektronische Musik zu produzieren. Damals wusste ich noch nicht mal, wie man einen PC anstellt. Ich habe gelernt mit Software umzugehen und nach zwei Jahren harter Arbeit, habe ich Demos zu den bekanntesten Labels geschickt. Nach einer Woche hat mich Hell kontaktiert und mich gefragt, ob ich ein Teil seines Teams werden wollte. Ich war sehr glücklich und habe zugestimmt.

Wie ist deine Single „Macho Boy“ entstanden? Was für eine Message steckt dahinter? „Macho Boy“ ist die Biografie von „Max Super Hero“. Max ist seit vielen Jahren ein Freund von mir. Alles fing wie ein Spiel an: Er hat mir erzählt was er mag, alles über Fashion und Sex, da habe ich es registriert. Das ist auch genau das was ich mag. Wir wollten der Welt zeigen, was wir so mögen.

Wie würdest du dich selber mit ein paar Worten beschreiben? Verrückt, mutig, sicher, bescheiden, loyal, besonders, kreativ und sexy.

Erzähl uns etwas über dein Leben in Italien! Italien ist ein wundervolles Land. Die Sonne macht alles schön. Mein Leben ist in Italien sehr unbeschwert. Ich habe viele Freunde und wir verbringen viel Zeit zusammen. Meine Familie lebt in der Nähe von Venedig. Ich sehe sie leider viel zu selten.

Wie bist du auf den Titel Deiner aktuellen Single:“ My Boyfriend Is Very Sexy“ gekommen. Eigene Erfahrung? Als ich den Song komponiert habe, war ich mit einem sexy Mann zusammen. Ich habe meine Zeit damit verbracht, Musik zu komponieren und mit ihm zu leben, das habe ich geliebt. Dann endete die Geschichte und nun kommt meine neue Single raus und ich bin wieder solo und warte auf einen neuen sexy Boyfriend mit einem großen … natürlich.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Ist es richtig, dass es bald ein Album mit dem Namen „Pornography“ gibt? Ich habe viele Pläne für die Zukunft. Als Nächstes erstmal das Album „Pornography“. Der Style ist EBM, Porno, Acid Music. Großartig!  Eine italienisch-japanische Gruppe hat das Cover designt. Das Album wird sehr provokativ, ein Punk, Porno, Glamour Mix. In der Zukunft möchte ich eine Liveshow machen, aber das wird eine Überraschung. Ich werde ein paar Remixe für bekannte Produzenten machen, aber die Namen nenne ich jetzt noch nicht. Zu meinen Album „Pornography“ wird es eine Europatour geben…

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)

Takkyu Ishino – Ein Japaner auf Abwegen

4 Aug
Vor seinem Set auf der Mayday haben wir uns mit Takkyu Ishino zu einem Interview getroffen, um ihm ein paar Fakts über ihn, Asiens Technoszene und sein neues Album zu entlocken.
 

Wie ist es für dich auf der Mayday zu spielen? Das ist immer toll für mich. Das ist die achte Mayday in Deutschland auf der ich spiele, bis jetzt war es immer super. Die Leute auf der Mayday sind immer sehr verrückt, das mag ich.

Was magst du am meisten, wenn du in Deutschland bist? Ich mag so viele Dinge an Deutschland, das ist schon sowas wie meine zweite Heimat. Deutschland ist so wichtig für die Technoszene, hier gibt es eine Geschichte über die elektronische Musik, wie in keinem anderen Land.

Wie ist die Technoszene in Japan? Jetzt endlich gut, wir haben viele Labels, viele Plattenläden… aber was uns fehlt sind die verrückten Raver. Trotzdem haben wir eine gute Technoszene in Japan.

Was ist der große Unterschied, wenn du in Europa oder in Asien auflegst? Der größte Unterschied sind die Leute. Speziell auf der Mayday sind Menschen, die du in Asien niemals zu Gesicht bekommst. Ich mag die Raver, die haben so viel Energie. In Asien lachen die Leute über die Kleidung usw., die können das nicht so ganz verstehen, aber ich mag das sehr.

Erzähl uns etwas über dein neues Album „Titles“ (Veröffentlichung: 07.06.2004)!
Letztes Jahr habe ich damit angefangen, es wurde mal wieder Zeit für Technomusik aus Japan. Ich habe versucht, alle Einflüsse aus Japan, England und Deutschland zu mischen.

Das erste Lied deines neuen Albums beginnt  mit den deutschen Wörtern: „Entschuldigung ich bin zu spät“, warum?
Mein letztes Album liegt 3 Jahre zurück. Danach habe ich mein neues Album produziert… aber es hat viel länger gedauert und so musste die Plattenfirma immer wieder das Releasedatum verschieben. Das ist der Grund warum ich sagen musste: „Entschuldigung, ich bin zu spät“.

Welche Bedeutung hat das Cover für dich? Ich habe das Bild von dem Bilderbuch „Japan Underground“ genommen. Das sieht richtig nach Techno aus, deswegen habe ich mich dafür entschieden.

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)

Who The Fuck are…2 Elements?!

17 Jul

200709192elements9Seit ein paar Monaten begegnet man immer öfters auf Events wie DJ-Meeting, Ruhr In Love, etc., zwei Blondinen hinter den Turntables. Da sind dann auch die Kameraleute nicht weit, wenn die beiden hübschen Mädels – vom Blitzlichtgewinner begleitet –  aktuelle Tracks aus dem Bereich House, Progressive und Electro in einem interessanten Mix zum Besten geben. Doch jetzt mal ehrlich… Who The Fuck Are 2 Elements?

Die Story begann – was für ein Zufall – auch in einem Club 1999, dort begegneten sie sich zum ersten Mal und konnten ihren Augen nicht trauen, dachte doch die eine von der anderen, da steht meine Zwillingsschwester vor mir! Doch nicht nur das Äußere ist eine Gemeinsamkeit, auch die Liebe und Leidenschaft zur elektronischen Musik und deren verschiedenen Styles.

So lernten July und Anie aus der Nähe von Chemnitz, von Freunden, mit dem Vinyl umzugehen und das Djane Duo 2 Elements war geboren. Ganz zur Freunde derer, die es satt haben, immer nur den Jungs hinter den Turntables zuzuschauen.

Zur Zeit rasen sie auf der Überholspur, mit Remixen für Superstar Recordings, wie Axwell´s „Watch The Sunrise“ oder „Tell Me Why“ von Supermode und Gigs in ganz Deutschland.

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)

Hell – Amerikanische Muskelspiele

4 Jun
Der Gigolo-Boss gab seine Pläne für 2004 preis und plauderte aus dem Nähkästchen.
 

Wir sind ganz überrascht über deine sehr kurzen Haare. Bei Frauen sagt man, dass eine neue Frisur Veränderung im Leben heißt. Trifft das auch bei dir zu? Bei Männern ist das ähnlich, es war mal wieder Zeit.

Von deinem Set an der Siegessäule letztes Jahr zur Love-Parade spricht man noch heute. Im Bezug zu den deutschen Großveranstaltungen: Was bedeutet die Mayday für dich?
Mayday ist und bleibt die Mutter aller Großraves.

Zu dem Zeitpunkt letztes Jahr im Sommer hat dein Remix von P.Diddys „Let´s Get Ill“ total eingeschlagen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Das Original war schon unschlagbar, für mein Verständnis einer der Keysongs in 2003 und dafür musste noch ein Remix für deutsche Hörgewohnheiten in die Clubs, selbstverständlich auf Gigolo. Daddy´s Favorite war dann auch mein Remix.

Du wirst immer häufiger in Berlin gesichtet. Wohnst du jetzt in der Hauptstadt? Was macht München und dein Büro dort? Was ist mit Traunstein? Gigolo wird seine Produktion nach Berlin verlegen, dafür gibt’s viele Gründe, wirtschaftliche Überlegungen und klare Zeichen aus Berlin, denen ich folgen werde. Mein Hauptwohnsitz bleibt im schönen Bayern.

Warum ist dein Club – die Villa in Traunstein – geschlossen? Alle Geschichten waren erzählt und nach 3 Jahren geht’s auf zu neuen Ufern. Am 1. April eröffnet meine neue Clubnacht in München. Das Motto wird wie immer heißen“ Bavaria Gigolo Nacht“. Ich führe dann durch den Abend und werde jeden ersten Donnerstag 4 Stunden hinter den „wheels of steels“ verbringen.

Deine Welt-Tour heißt : „Let´s fucking Rock“, warum? Der Titel liefert Dir schon die Antwort!

Warum hat die Produktion deines Albums „New York Muscle“ dich in dieser Stadt so stark geprägt? Was sagt der Titel aus?
Natürlich ist NYC eine Inspirationsgrundlage für eine solch große Geschichte, mehr Input und Information kann Dir kaum eine andere Stadt der Welt bieten. Mein nächstes Album könnte ich mir nach Munich Machine und NY Muscle in Berlin vorstellen. Man muss eben immer die Zeichen der Zeit erkennen.

Wie ist so eine Tour für dich, wie fühlst Du dich dabei? „On da road again“. DJ zu sein heißt doch auch „Never ending world tour“. Das Reisen gehört zum Tagesgeschäft, auch wenn man sich nur schwer daran gewöhnen kann, es wird immer weitergehen, Musik als Träger von Ideen oder besser gesagt – alles für die Kunst.

Auf welche Länder und Städte freust du Dich am meisten und warum?
Highlights bleiben die Metropolen wie Barcelona, Berlin, New York, Tokyo. Zum Schluss der Tour wird abgerechnet und ich werde wie jedes Jahr meine persönliche Top 3 festlegen.

Was ist an dem Gerücht dran, dass du mit dem Playboy zusammengearbeitet hast, was ist da entstanden?
Zum 50. Geburtstag durfte ich eine Mix Compilation für den Playboy zusammenstellen. Im Großen und Ganzen werden auf der Mix CD meine Personal Italo Disco Hits zusammengeführt. Das Ganze soll vor dem Sommer im guten sortierten Fachhandel erhältlich sein, Arbeitstitel – Playboy heaven – DJ Hell.

Wie stehst Du zur Pornografie? Es gibt ein Gerücht, dass du schonmal Pornos gedreht hast? Es gibt immer noch Felder, die auch für mich Neuland bedeuten, aber keine Angst, ich mach immer das Licht aus. Es gibt Tendenzen, die sich in Richtung erotischer Natur bewegen was meine Filmaktivitäten betrifft. Sex und Gigolo war natürlich immer ein großes Thema vor allem in den Medien, aber keine Angst, die Gigolo-Geschichte wird im Moment aufgearbeitet und als DVD im Sommer in die Läden kommen. Es werden private Aufnahmen ebenso gefeatured wie Interviews und Tourshoots. Neue Videos gemischt mit japanischer Animation oder trashigen Partys  in Stripbars, Hotel Videos, Stunts während der Fischerspooner-Videodrehs in LA., Kittin und the Hacker in Mexiko mit DJ Hell und alles was das Herz begehrt. The Real Gigolo Freakshow!

Ob dreckige Technohöhle oder edler Club und Modeschauen. Hell lässt sich in keine Schublade stecken. Aber was ist dein persönlicher Look? Come as u are!

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)

Tonka – Zurück mit neuer Musik

4 Apr
Tonka Is Back! Wir haben uns mit ihm über sein neues Album „84“ unterhalten und die Frage geklärt, warum es so lange still um ihn geworden ist.
 

Wie kommt es, dass man so lange nichts mehr von dir gehört hat? Das liegt daran, dass ich mich die letzten anderthalb Jahre auf die Produktion zu „84“ konzentriert habe, welches natürlich unweigerlich zu einer starken Einschränkung meiner Veröffentlichungen geführt hat. Das Remixen wurde vorerst auch auf Eis gelegt, damit ich all meine Ideen direkt in das Album einfließen lassen konnte.

Was steckt hinter dem Titelnamen deines neuen Albums? Hinter der Titelwahl 84 verbergen sich verschiedene Gründe, wie z.B. die Idee, ein persönliches Resümee der letzten 20 Jahre zu ziehen. Ein wesentlicher Grund ist jedoch, dass ich mich im Alter von zehn Jahren bereits sehr auf Musik fokussiert hatte. Man könnte das Jahr 1984 somit auch als Schlüsseljahr bezeichnen. Das Horten von Megamixes (je länger desto besser) und Maxiversionen verschiedenster Achtziger-Lieblingsbands wie ABC, Depeche Mode oder Kajagoogoo auf Tapes wurde zur Hauptbeschäftigung. Abgesehen davon stellt das Jahr 1984 aus musikalischer Sicht gesehen für mich nach wie vor das stärkste Jahr der Achtziger dar. Sowohl was die Veröffentlichungen im Bereich Pop, Wave oder auch Elektro anbelangt, als auch in Bezug auf das Weichenstellen für spätere musikalische Strömungen. Breakdance, zum Beispiel, war ein sehr wichtiges Thema, oder BMX! In dieser Zeit habe ich angefangen, Musik sehr viel bewusster aufzunehmen. Das Video I.O.U von Freeze wirkte neben den Featuren von BMX-Rädern, auch musikalisch sehr stark auf mich. Neben Arthur Baker, der für I.O.U. und auch für Afrika Bambaataas „Planet Rock“ an den Reglern saß, hatten auch weitere Dance-Produzenten der damaligen Zeit wie John „Jellybean“ Benitez (Madonna) oder Trevor Horn (Propaganda, Frankie Goes To Hollywood, The Art Of Noise) sehr starken Einfluss auf mich.  So auch Italo Disco; diese Art von Synthy-Pop hatte übrigens meiner Meinung nach einen mindestens so großen Einfluss auf den späteren House-Sound wie beispielsweise Kraftwerk.

Was für einen Sound erwartet uns auf „84“? Soundmäßig lässt sich „84“ in verschiedene Phasen oder musikalische Abschnitte einteilen. Als grobe Überbegriffe wären da (auch wenn ich kein Fan von „Schubladen“ bin!) House, Offbeat, Downbeat und Pop zu nennen. Zudem findet sich am Ende des Albums mit „Tasty“ und „The Night“ (das Original von Valerie Dore stammt übrigens auch aus dem Jahr 1984) eine Art Hommage an den frühen Italo-Disco-Sound.

Wie würdest du den Style, den du momentan auflegst, bezeichnen? Was die Plattenauswahl anbelangt, dreht sich’s bei mir hauptsächlich um positiv besetzten Dance-Sound im weitesten Sinne. Themen wie Cut-up-Disco, 80s und Breakbeat spielen dabei eine wesentliche Rolle. Ich halte nicht viel von kurzweiligen Trends und verlasse mich lieber, wie auch im Studio, auf mein Bauchgefühl. Mixtechnisch geht das Ganze mittlerweile eher in Richtung Cutten und Scratchen.

Viele kennen dich als House-Produzenten, erzähl uns doch mal von deinen weiteren Produktionen! Wenn man sich das Album 84 im Vergleich zu Peaktime anhört, bekommt man schon einen leichten Einblick, in welche Richtungen es in Zukunft noch gehen könnte. Zeitgemäße Poptunes mit Songstruktur wie „The Garden“ oder eben etwas ruhigere oder ernsthafte Themen a la „Believe“ könnten da durchaus als Ansatz verstanden werden. Die für mich neue Plattform Album hat mir dies eigentlich erstmals ermöglicht.

Deine Pläne für 2004? Erst mal schau’n wie es mit dem Album so läuft. Eine Single für Kim Appleby ist auch schon in der Mache und dem Herrn Pooley schulde ich nach Get Back auch noch einen Remix… Haben uns aber schon was nettes Vocaliges von seinem neuen Album rausgesucht. Eine Clubtour zum neuen Album ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant, allerdings werde ich mir die ein oder andere Album-Releaseparty nicht nehmen lassen.

(Veröffentlicht im Partysan-Magazin)