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Wiedervereinigung am Tanzbrunnen – Amphi 2022 

27 Jul

IMG_9812Heiß, heißer, endlich wieder Amphi! Die Lust war groß. Nach dem legendären Festival in 2019 und zwei coronabedingten Ausfällen, war es an der Zeit, die gekauften Tickets so schnell wie möglich einlösen zu können, um den Tanzbrunnen in Köln plus Umgebung wieder schwarz zu färben. Und so kam es auch, dass das Amphi vorzeitig ausverkauft war. Des einen Freud, des anderen Leid: Für diejenigen, die virusbedingt noch kurzfristig absagen mussten.

Der Sonnengott meinte es fast zu gut und so zählte das Wochenende vom 23. bis 24. Juli mit teilweise 35 Grad im Schatten zu den hitzigsten Events, das die Schwarze Szene jemals erlebt hat.

IMG_9873Mit „Call The Ship To Port“ startete die offizielle Pre-Party Freitagabend. Auch hier schätze sich jeder glücklich, der eine Karte ergatterte. Aufgrund des niedrigen Wasserstandes war es nicht möglich, die MS RheinEnergie direkt vor dem Amphi vor Anker gehen zu lassen und so blieb das Schiff am Altstadtufer „Landebrücke 1“. Ein weiteres Beispiel, dass der Klimawandel nicht unbemerkt bleibt! Der Veranstalter reagierte prompt und organisierte frühzeitig einen regelmäßigen Bustransfer und zwar in Form eines Doppeldeckers, Glück im Unglück.

Mit einer gratis Trinkflasche plus kontinuierlicher Möglichkeit sich frisches Trinkwasser zu holen ging es Samstagmittag zur Mainstage. Nachtblut hatte gerade ihren Saft auf der Bühne und im Publikum, durch E-Bassisten AblaZ, vergossen. Von Anfang an stand der riesige Nachholbedarf, sowohl den Bands, als auch den Besuchern, auf der Stirn geschrieben. Die Neue-Deutsche-Härte-Band Stahlmann zerlegten direkt die Bühne und gaben u.a. Stücke aus ihrem aktuellen Album „Quarz“ zum Besten und erinnerten mit Klassikern, wie „Schwarz“, an das, wo drum es geht: Die Farbe, die eigentlich keine ist, aber gelebt wird, als ob es kein Morgen gibt. 

Zwischendurch ging es zum Treffen der Facebook-Gothiccommunity im Biergarten der Theater Stage, bevor es einen Einlasstopp gab.

Sven vom Synthpop-Projekt Solar Fake, war das Staunen und das Dauergrinsen über die breite Masse und den feiernden Menschen den kompletten Auftritt nicht zu verkennen.

IMG_9834Die Coronazeit ging auch an den Gastronomieständen nicht spurlos vorbei, durch ein deutlich reduziertes und teures Angebot war mit langen Wartezeiten zu rechnen.

Unser persönliches Highlight bleibt der km 689 Beach Club und die Kluft zwischen der Gothic-Szene und den weißen Sandstrand, ein einzigartiges Bild! 2022 wurde auch endlich, neben den Möglichkeiten auf den Loungemöbeln zu chillen & Cocktails zu schlürfen, die Duschen entdeckt. Was für eine willkommene Erfrischung!

IMG_9861Das Merchandisezelt und der Bereich für die Autogrammjäger war bekannterweise ein beliebter Treffpunkt für das ein oder andere Stelldichein.

Wir ließen den ersten Festivaltag an Bord der Orbit Stage bei Ash Code und She Past Away ausklingen mit anschließender Afterparty. Hier herrschte ein gewisses Understatement von Insidern unter sich.

Mit tanzbaren Beats, rockigen Riffs und Hymnen fürs düstere Herz ging es Sonntagmittag bei Höchstemperaturen weiter. Insgesamt 40 Bands (alte und neue Hasen) vereinten sich auf den drei Bühnen.

RROYCE aus unserer Wahlheimat Dortmund schossen zum eigentlichen Mittagstischzeit den Vogel ab: Mit Feuerwerk präsentierten sie u.a neue Scheiben. IMG_9898Als Sänger Casi sich unters Volk mischte, weil er sich einfach so freute wieder unter all den „normalen Menschen“ zu sein, beging er laut eigener Aussage eine Todsünde… Die Fans feierten seinen Mut!

Besonders angetan hatten es uns Aeon Sable. Ihr Deep-Dark-Gothic-Sound bescherte Gänsehautmomente. Wir hatten auch schon in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Theater Stage, die ein oder anderen Überraschungsact für uns bereit hielt. In diesem Jahr ein gefragter Kontrast zur knallenden Sonne! Hochemotional ging es her, als Neill Freiwald von Erdling seinem verstorbenen Vater erzählte und ihm gewisse Songpassagen widmete. Die mythologische Ausstrahlung und die persönliche Note machten den Gig zu etwas ganz Speziellem.

IMG_9910Heute brauchten alle mehr Zeit zwischendurch zum Verschnaufen, der erste Festivaltag und die Hitze steckten allen in den Knochen, aber aufgeben – niemals. Dafür war die Wiedersehensfreude zu groß.

Wir ließen ein fantastisches Amphi bei Diary Of Dreams auf der Hauptbühne ausklingen. Es war Zeit zu träumen, dass dieser der Startschuss für viele aufregende Events war, die noch kommen werden. An dieser Stelle ein Dank an unseren allseits beliebten Dr., der nicht nur sofort zur Stelle war, als Sänger Adrian Hates besorgt mitbekam, dass der Kreislauf eines Gastes in Front Of Stage schlappmachte, auch verteilte Mark Benecke kostenlose Give-Aways, wie Bücher und kündigte die Musiker professionell an.

Sonnenfrau

Bildergalerie: https://flic.kr/s/aHBqjzZyVu

Das nächste Festival aus dem Hause Amphi: Das E-tropolis in der Oberhausener Turbinenhalle: www.etropolis-festival.de

Glaube, Liebe, Amphi 2019

22 Jul

„Schwarz ist keine Mode, Schwarz ist auch keine Farbe, Schwarz ist unser Leben… Denn Schwarz ist unsere Religion.“ Die Nürnberger Band Schattenmann bringen es auf den Punkt: Schwarz ist halt Schwarz! Ein Lebensgefühl transportiert durch die Musik. Die Facetten der schwarzen Szene konnte vom 20. bis 21.07.2019 rund um den Tanzbrunnen in Köln erlebt werden unter dem Motto: „Glaube, Liebe, Amphi“.

Das Amphi-Festival ist bereits vor 15 Jahren gestartet. Damals im Amphitheater in Gelsenkirchen, daher der Name. Als Zusammenschluss der Booking-Agenturen Project Management und Protain. Nach vielen Erfahrungen in der klassischen Tourneebetreuung und mit Künstlern wie Project Pitchfork, Covenant, And One, Welle: Erdball lag es nah, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Dieses Ausmaß hätte sich am Anfang wohl keiner träumen lassen. Von der beschaulichen Tribüne im Pott hin zu 12.000 internationalen Besuchern im Herzen von Köln.

Für Nacht | Hell entpuppte sich der erste Besuch des Amphi-Festivals als großer Abenteuerspielplatz. Viele elektronische Klänge und viel Neues gab es für uns zu entdecken, als wir Samstagmittag das Festivalgelände am Rheinufer betraten.

Direkt am Anfang fiel uns mal wieder auf, wie friedlich und entspannt die Schwarze Szene feiert. Knappe Lack-Outfits treffen auf Baumwollshirts, Strapse auf Hochgeschlossen, Steampunk auf Rave-Art – es kräht kein Hahn danach, Hauptsache schwarz als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, jeder so, wie er mag. Und das lernen auch die Kiddies von klein auf, die schon mit Kopfhörerschutz solche Events mit ihrer Familie entdecken dürfen. Wir fragen uns zwar, was da noch kommen soll, wenn man so früh schon dies alles erlebt, aber nun gut…

Auf der gut gefüllten Mainstage spielte gerade Hocico, die Hardelectronic-Band aus Mexico mit der Kampfansage „We fuck you up!“

Für uns ging es erst einmal weiter über das Gelände. Vorbei an der großen kulinarischen Auswahl der Fressmeile – auch an Fleischloses wurde gedacht – hin zur Händlermeile – einem Potpourri aus Fashion, Lifestyle und mehr.

In der Mitte der Brunnenkonstruktion thronte die Met-Lounge, von bunten Blumen umringt, was für ein Anblick! Das Bild der Gegensätze ging an der Strandbar und im Beachclub weiter: Ein Meer aus Schwarz auf weißen Himmelbetten im Sand mit Blick auf den Dom und den Rhein.

Um 17 Uhr war es Zeit für Lord of the Lost, die Dark-Rocker hatten ihre eigene Putze am Start, die erst einmal die Instrumente ordentlich mit dem Staubwedel bearbeitete. Moment mal, war das nicht Bandmitglied Gared Dirge?! Die Lacher und das Herz des Publikums hatten die Jungs von Anfang an auf ihrer Seite. Chris Harms schrie „Es ist schön, wieder hier zu sein“ und dann wurde es laut – Abfahrt. Am Himmel braute sich ganz schön was zusammen, von einer Sturmwarnung war die Rede, die musste aber nicht ausgesprochen werden. Es wurde einfach weiter im Regen gerockt, Gewitter auf der Bühne, anstatt im Himmel.

Von der Energie-Explosion profitierten auch Blutengel, das Level war noch hoch, als die Kinder der Nacht eher zurückhaltend daran anknüpften.

Unser Highlight und Open-Air-Abschluss des ersten Festivaltages war Nitzer Ebb. Techno-Freunden ist Sänger Douglas McCarthy eher durch das Projekt mit Terence Fixmer bekannt. Nach „Out of Control“ waren wir so on fire, dass wir noch in der Theater Stage bei DJ Gillian (Nachtwerk, Karlsruhe) und DJ Sven Friedrich (Solar Fake) auf der Aftershowparty feierten.

Sonntagmittag ging es im strahlenden Sonnenschein und bei besten Sommer-Temperaturen weiter.

Gothic-Ahoi! Unser erster Anlaufpunkt war die MS Rheinenergie unter Deck. Zu Beginn hatte man noch gute Chancen an Bord zu gelangen. Die Orbit-Stage war das ganze Amphi über sehr begehrt. Los ging es mit Dark Electro von FIX8:SED8, bzw. Martin Sane (anfänglich mit Maske) plus Gefährtin.

Auch wenn wir die Sonne lieben, der Musik zuliebe stolperten wir dieses Wochenende eher Richtung Mond. Kaum anders ist es zu erklären, dass wir uns tagsüber freiwillig in die düstere Konzerthalle begaben. Die Band Schattenmann braucht die Dunkelheit, um mit ihren Neoneffekten durch die Dunkelheit zu strahlen und ihr neues Album Epidemie zu promoten. Wir waren angefixt von den Worten von Sänger Frank Herzig und der Power des Gitarristen Jan Suk, unterstützt durch Luke Shook und Drummer Nils Kinzig. Für uns die größte musikalische Überraschung!

Nach dem Konzert war uns erstmal nach Beach zumute (Thema Gegensätze). Auf dem Weg dahin, hörten wir mit einem Ohr von der Mainstage spannende Klänge. Das Intro von Welle:Erdball erinnerte uns stark an Kraftwerk, dazu noch Schaufensterpuppen auf der Bühne, fast wie „Wir sind die Roboter“.

Die vielen neuen Eindrücke mussten wir erst einmal verarbeiten, gerade hatten wir einen leichten Overkill. Auch die Bands kennen das, wenn das Publikum nicht mehr so abgeht. In der schwarzen Szene geht es auch eher um Understatemant. Das muss nicht immer nach außen getragen werden, sondern darf auch in einem schlummern. Der Glaube der Leute an die Musik, ist das was zählt. So auch bei Project Pitchfork, die vor einer unglaublich gefüllten Kulisse spielten, das ist Amphi-Liebe.

Ein großes Lob für das kostenlose Trinkwasser, leider wird nicht auf allen Festivals so für die Besucher gesorgt!

Sonnenfrau

Das nächste Event  aus der Feder der Amphi-Famile – das E-tropolis in der Turbinenhalle in Oberhausen: www.etropolis-festival.de