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Konzertsommer im Revier 2021: Unzucht & Schattenmann – Die Magie der Live-Performance

10 Jul

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Die Sonne scheint durch die Ränder des Probst-Zeltes. Es riecht nach Circus, Nebel und Euphorie liegt in der Luft. Viele sind es leid und ausgehungert, so lange durch die Corona-Krise auf Konzerte zu verzichten. Am Freitag, 09. Juli 2021 erleben die Bands Unzucht & Schattenmann ihre erste Live-Performance nach einer ewig anhaltenden Durststrecke. Dies ist kein Online-Streaming, die Magie sich dem weit gereisten Publikum im Revierpark Nienhausen in Gelsenkirchen zu zeigen, ist etwas ganz Besonderes.

Der Veranstalter, u.a. bekannt vom Kulttempel in Oberhausen, der auch langsam, aber sicher wieder seine Discotüren öffnet, hat bereits letztes Jahr alles dafür getan, den Leuten hier coronakonform etwas zu bieten. Heute ist das Ausrasten auf den eigenen Plätzen sogar erwünscht!

IMG_6496Um Punkt 19 Uhr wird das Schattenland durch die Nürnberger Neue Deutsche Härte-Band eröffnet. Keine Raubkatzen oder Elefanten tigern durch die Manege, sondern die vier Schattenmänner, heiß wie Frittenfett. Die Fans rasten von der ersten Minute an aus und genießen die Nähe zu ihren Idolen. Textsicher hängen sie an den Lippen von Frontmann Frank Herzig. Gitarrist Jan Shook und sein Bassist-Bruder LukeIMG_6509 performen im Neon-Licht, als ob sie in der Zwischenzeit nie etwas anderes gemacht hätten. Drummer Nils Kinzig schlägt in vollem Eifer sogar eine Trommel durch, so geht Metal! Chaos pur, ein Hinblick auf das im November erscheinende Album. Es ist viel passiert und dies wird in den Texten ihrer beiden neuen Singles „Choleriker“ und „Cosima“ deutlich. Gesellschaftskritisch wird all das rausgeschrien, was schon längst gesagt werden musste.

Nach einer Umbaupause und kräftigem Anpacken aller Bandmitglieder schlug die Stimmung von schattig auf unzüchtig.

IMG_6514Das hier ist der Platz „Jenseits der Welt“. Ein Ort, an dem ein Konzert gespielt werden durfte. Früher Normalität, heute das erste Mal danach, auch für die Dark Rock-Band Unzucht aus Hannover. Die Stimmung ist sehr schnell wieder auf dem Siedepunkt. Voll lauter Wiedersehensfreude hat ein Mädel der Fanbase den Kreis der Manege mit zig Rosen inklusive Fotos geschmückt. Sichtlich mitgerissen ist das komplette Konzert hindurch eine Symbiose der Besucher und den Musikern zu spüren. Mit einer eigenen Interpretation von der neuen Lord Of The Lost-Single „Judas“ verschwinden die Männer in ihre eigene Hölle.

IMG_6515Manege frei für viele weitere spannende musikalische Hightlights im Konzertsommer im Revier!

Sonnenfrau

Weitere Infos unter: http://www.konzertsommer.eu

Videos:

Schattenmann: https://youtu.be/FSTJ6Zq-gyE

Unzucht: https://youtu.be/gOL0j_lWUJc

Bildergalerie: https://flic.kr/s/aHsmWaCNth

 

Glaube, Liebe, Amphi 2019

22 Jul

„Schwarz ist keine Mode, Schwarz ist auch keine Farbe, Schwarz ist unser Leben… Denn Schwarz ist unsere Religion.“ Die Nürnberger Band Schattenmann bringen es auf den Punkt: Schwarz ist halt Schwarz! Ein Lebensgefühl transportiert durch die Musik. Die Facetten der schwarzen Szene konnte vom 20. bis 21.07.2019 rund um den Tanzbrunnen in Köln erlebt werden unter dem Motto: „Glaube, Liebe, Amphi“.

Das Amphi-Festival ist bereits vor 15 Jahren gestartet. Damals im Amphitheater in Gelsenkirchen, daher der Name. Als Zusammenschluss der Booking-Agenturen Project Management und Protain. Nach vielen Erfahrungen in der klassischen Tourneebetreuung und mit Künstlern wie Project Pitchfork, Covenant, And One, Welle: Erdball lag es nah, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Dieses Ausmaß hätte sich am Anfang wohl keiner träumen lassen. Von der beschaulichen Tribüne im Pott hin zu 12.000 internationalen Besuchern im Herzen von Köln.

Für Nacht | Hell entpuppte sich der erste Besuch des Amphi-Festivals als großer Abenteuerspielplatz. Viele elektronische Klänge und viel Neues gab es für uns zu entdecken, als wir Samstagmittag das Festivalgelände am Rheinufer betraten.

Direkt am Anfang fiel uns mal wieder auf, wie friedlich und entspannt die Schwarze Szene feiert. Knappe Lack-Outfits treffen auf Baumwollshirts, Strapse auf Hochgeschlossen, Steampunk auf Rave-Art – es kräht kein Hahn danach, Hauptsache schwarz als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, jeder so, wie er mag. Und das lernen auch die Kiddies von klein auf, die schon mit Kopfhörerschutz solche Events mit ihrer Familie entdecken dürfen. Wir fragen uns zwar, was da noch kommen soll, wenn man so früh schon dies alles erlebt, aber nun gut…

Auf der gut gefüllten Mainstage spielte gerade Hocico, die Hardelectronic-Band aus Mexico mit der Kampfansage „We fuck you up!“

Für uns ging es erst einmal weiter über das Gelände. Vorbei an der großen kulinarischen Auswahl der Fressmeile – auch an Fleischloses wurde gedacht – hin zur Händlermeile – einem Potpourri aus Fashion, Lifestyle und mehr.

In der Mitte der Brunnenkonstruktion thronte die Met-Lounge, von bunten Blumen umringt, was für ein Anblick! Das Bild der Gegensätze ging an der Strandbar und im Beachclub weiter: Ein Meer aus Schwarz auf weißen Himmelbetten im Sand mit Blick auf den Dom und den Rhein.

Um 17 Uhr war es Zeit für Lord of the Lost, die Dark-Rocker hatten ihre eigene Putze am Start, die erst einmal die Instrumente ordentlich mit dem Staubwedel bearbeitete. Moment mal, war das nicht Bandmitglied Gared Dirge?! Die Lacher und das Herz des Publikums hatten die Jungs von Anfang an auf ihrer Seite. Chris Harms schrie „Es ist schön, wieder hier zu sein“ und dann wurde es laut – Abfahrt. Am Himmel braute sich ganz schön was zusammen, von einer Sturmwarnung war die Rede, die musste aber nicht ausgesprochen werden. Es wurde einfach weiter im Regen gerockt, Gewitter auf der Bühne, anstatt im Himmel.

Von der Energie-Explosion profitierten auch Blutengel, das Level war noch hoch, als die Kinder der Nacht eher zurückhaltend daran anknüpften.

Unser Highlight und Open-Air-Abschluss des ersten Festivaltages war Nitzer Ebb. Techno-Freunden ist Sänger Douglas McCarthy eher durch das Projekt mit Terence Fixmer bekannt. Nach „Out of Control“ waren wir so on fire, dass wir noch in der Theater Stage bei DJ Gillian (Nachtwerk, Karlsruhe) und DJ Sven Friedrich (Solar Fake) auf der Aftershowparty feierten.

Sonntagmittag ging es im strahlenden Sonnenschein und bei besten Sommer-Temperaturen weiter.

Gothic-Ahoi! Unser erster Anlaufpunkt war die MS Rheinenergie unter Deck. Zu Beginn hatte man noch gute Chancen an Bord zu gelangen. Die Orbit-Stage war das ganze Amphi über sehr begehrt. Los ging es mit Dark Electro von FIX8:SED8, bzw. Martin Sane (anfänglich mit Maske) plus Gefährtin.

Auch wenn wir die Sonne lieben, der Musik zuliebe stolperten wir dieses Wochenende eher Richtung Mond. Kaum anders ist es zu erklären, dass wir uns tagsüber freiwillig in die düstere Konzerthalle begaben. Die Band Schattenmann braucht die Dunkelheit, um mit ihren Neoneffekten durch die Dunkelheit zu strahlen und ihr neues Album Epidemie zu promoten. Wir waren angefixt von den Worten von Sänger Frank Herzig und der Power des Gitarristen Jan Suk, unterstützt durch Luke Shook und Drummer Nils Kinzig. Für uns die größte musikalische Überraschung!

Nach dem Konzert war uns erstmal nach Beach zumute (Thema Gegensätze). Auf dem Weg dahin, hörten wir mit einem Ohr von der Mainstage spannende Klänge. Das Intro von Welle:Erdball erinnerte uns stark an Kraftwerk, dazu noch Schaufensterpuppen auf der Bühne, fast wie „Wir sind die Roboter“.

Die vielen neuen Eindrücke mussten wir erst einmal verarbeiten, gerade hatten wir einen leichten Overkill. Auch die Bands kennen das, wenn das Publikum nicht mehr so abgeht. In der schwarzen Szene geht es auch eher um Understatemant. Das muss nicht immer nach außen getragen werden, sondern darf auch in einem schlummern. Der Glaube der Leute an die Musik, ist das was zählt. So auch bei Project Pitchfork, die vor einer unglaublich gefüllten Kulisse spielten, das ist Amphi-Liebe.

Ein großes Lob für das kostenlose Trinkwasser, leider wird nicht auf allen Festivals so für die Besucher gesorgt!

Sonnenfrau

Das nächste Event  aus der Feder der Amphi-Famile – das E-tropolis in der Turbinenhalle in Oberhausen: www.etropolis-festival.de